Deutsches Reich: Gründerjahre

Deutsches Reich: Gründerjahre
Deutsches Reich: Gründerjahre
 
Die ersten Jahre nach der Reichsgründung und der Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges waren im neuentstandenen Deutschen Reich gekennzeichnet durch einen außerordentlichen Wirtschaftsaufschwung. Ausgelöst wurde diese Entwicklung vor allem durch die nach Deutschland einströmenden fünf Milliarden Francs aus der französischen Kriegsentschädigung. In relativ kurzer Zeit bezahlt, überschwemmten die französischen Milliarden - ein Mehrfaches der in den deutschen Ländern umlaufenden Geldmenge - den deutschen Finanzmarkt. Hinzu kamen der durch die Reichsgründung gewonnene Großwirtschaftsraum, der einen weiteren Zollabbau ermöglichte, frühe Maßnahmen des neuen Staates wie einheitliche Handelsgesetzgebung, Vereinheitlichung des Münzwesens, der Maße und Gewichte und die Gründung der Reichsbank.
 
Diese stürmische wirtschaftliche Entwicklung der Gründerjahre beschleunigte den Ausbau der Industrie und des Eisenbahnnetzes und intensivierte den Aufschwung der Großbanken und des Handels. Eine rege Bautätigkeit setzte ein und steigerte sich rasch in ein regelrechtes »Baufieber«.
 
Der Geldüberhang auf dem deutschen Kapitalmarkt verursachte ein Überschäumen der Spekulation und löste ein hemmungsloses Gewinnstreben aus. In kurzer Zeit wurden über 850 neue Aktiengesellschaften neben anderen zahlreichen Firmen gegründet. Nicht wenige unter ihnen waren unsolide Unternehmungen.
 
Schon 1873 führte eine allgemeine Weltwirtschaftskrise zu einem Kurssturz an der Börse, zum Zusammenbruch von Banken und vieler Firmengründungen. Eine mehrere Jahre anhaltende Depression löste die Hochkonjunktur der Gründerjahre ab.

Universal-Lexikon. 2012.

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